Gemeinde Oberägeri: Hybrider Einbezug der Bevölkerung in den Strategieprozess

Ausgangslage

 

Die Strategie bildet eine unverzichtbare Grundlage für den Gemeinderat, um die zukunftsorientierte Entwicklung der Gemeinde zu gewährleisten. In vielen Gemeinden wird daher alle vier Jahre ein Strategieprozess durchgeführt, um die Vision oder das Leitbild, die Leitsätze und die Legislaturziele zu definieren oder zu überarbeiten.

Mit dem Beginn der neuen Legislatur zu Anfang des Jahres 2023 stand auch in der Gemeinde Oberägeri die Überarbeitung der strategischen Ziele (bisher als Leitsätze bekannt) an. Solche strategischen Grundlagen werden oft im Rahmen einer Gemeinderatsklausur erarbeitet.

Um sicherzustellen, dass die Strategie „Oberägeri 2040“ möglichst breite Zustimmung findet, entschied der Gemeinderat, neue Wege zu gehen und den gesamten Strategieprozess in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung durchzuführen.

«Wir wollten nicht im stillen Kämmerlein die strategischen Ziele ausarbeiten, sondern im Dialog mit der Bevölkerung. Damit schaffen wir die nötige Basis, damit das finale Resultat von Beginn weg breit abgestützt ist und mit der nötigen Akzeptanz umgesetzt wird»

Marcel Güntert, Gemeindepräsident Oberägeri

Lösungsansatz

Kick-off: Strategievernissage im Gemeindehaus

Zum Auftakt des Strategieprozesses haben sich anfangs Jahr zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner gemeinsam mit den Mitgliedern des Gemeinderats anlässlich einer Strategievernissage intensiv Gedanken gemacht zu diversen gesellschaftlich relevanten Themenfeldern wie beispielsweise Mobilität, Umwelt/Ökologie, Kultur, Raumplanung, Wirtschaft oder Bildung.

Strategievernissage (Quelle: Gemeinde Oberägeri, 2023)

Interaktiver Online-Dialog

Anschliessend an die Vernissage wurden die eruierten Themen und Ideen auf der Dialogwand der E-Mitwirkungsplattform der Gemeinde zugänglich gemacht. Die Bevölkerung konnte so die Resultate aus der Vernissage einsehen und weiterbearbeiten. Rund 200 Rückmeldungen zum Strategieprozess sind während der Strategievernissage und der anschliessenden E-Mitwirkung eingegangen. 

Erster digitaler Dialogprozess (Konova, 2023)
 
Digitale Konsultation nach Ausarbeitung durch die Strategiekommission und den Gemeinderat

In einem Workshop mit der Strategiekommission wurde auf Basis der Ergebnisse auf der Online-Plattform intensiv an den Grundlagen der Strategie gearbeitet. Diese wurden während einer zweitägigen Klausur von Gemeinderat und Verwaltungsleitung abschliessend ausgearbeitet. «Oberägeri 2040» stellt das Ergebnis des Gesamtprozesses dar und beinhaltet eine Vision sowie Strategie und Werte.

Im zweiten digitalen Dialogprozess wurde die Bevölkerung im Rahmen einer Konsultation erneut eingeladen, sich über die E-Mitwirkungsplattform zum Entwurf der Strategie «Oberägeri 2040» zu äussern.

Zweiter digitaler Dialogprozess (Konova, 2023)

 

Unser Beitrag

In Zusammenarbeit mit der Firma Strub & Partner, die die Gemeinde inhaltlich unterstützte, hat Konova das Prozessdesign entwickelt und die Verknüpfung zwischen analoger und digitaler Partizipation hergestellt. Neben dem praktischen Know-how konnte die Gemeinde besonders von der E-Partizipationsplattform „E-Mitwirkung“ profitieren, die einen flexiblen Einbezug der Interessengruppen in den verschiedenen Projektphasen sicherstellte.

Fazit

Breit abgestützte Strategie

Der mehrstufige und hybride Partizipationsprozess hat der Gemeinde Oberägeri ermöglicht, die Bedürfnisse und Anliegen der Bevölkerung besser wahrzunehmen und im Rahmen des Strategieprozesses zu berücksichtigen. Die digitale Mitwirkung ermöglichte nicht nur eine zeit- und ortsunabhängige Beteiligung. Auf der Online-Plattform waren die Zwischenschritte jederzeit ersichtlich und transparent dokumentiert.

Dadurch konnte die Strategie nicht nur für, sondern auch mit der Bevölkerung erarbeitet werden. Sie ist dadurch breit abgestützt. Basierend auf dem Leitbild hat der Gemeinderat nun die aktuellen Legislaturziele sowie anschliessend entsprechende Jahresziele definiert.

Innovationsprojekt DVS

Das Projekt wurde dank der Unterstützung der «Digitalen Verwaltung Schweiz» im Rahmen des Förderprogramms für Innovations- und Partizipationsprojektes ermöglicht.

Auftraggeber: Einwohnergemeinde Oberägeri

Projektförderung: Digitale Verwaltung Schweiz

Erfahrungsbericht

Die Gemeinde wählte beim Prozess bewusst einen innovativen und partizipativen Ansatz, der für weitere Gemeinden in der Schweiz Modellcharakter haben kann. Um die Erfahrungen für andere Gemeinde zugänglich zu machen, verfasste die Konova AG, gemeinsam mit der Gemeinde und der Firma Strub & Partner ein Erfahrungsbericht zur partizipativen Strategieentwicklung. Dieser soll andere Gemeinde dazu ermutigen und befähigen, ebenfalls einen partizipativen Ansatz in anstehenden Strategieprozessen zu wählen.

Bericht herunterladen

Referenzen

Wir schaffen Klarheit, vermitteln Wissen und unterstützen Sie Hands-on in Ihren Vorhaben.

Kanton Aargau: Die Zukunft der Mobilität partizipativ entwickeln

Ausgangslage Kanton, Region und Gemeinden gestalten gemeinsam die Mobilität der Zukunft im Raum Baden und Umgebung. Es sollen zukunftsweisende, nachhaltige,

Mehr erfahren

Gemeinde Windisch: Gartengestaltung unter niederschwelligem Einbezug der Bevölkerung planen

Ausgangslage Die über 100-jährige Spinnereibrücke, welche die Gemeinden Windisch und Gebenstorf verbinden, muss altersbedingt erneuert werden. Um eine geeignete Lösung

Mehr erfahren

Stadt Uster: Die zukünftige Stadt-Website benutzerzentriert entwickeln

Ausgangslage Die Stadt Uster möchte ihrem Publikum zeitgemässe, ansprechende und hilfreiche digitale Kanäle anbieten. Ein wichtiger Teil dabei ist der

Mehr erfahren

Digitale Mitwirkung und E-Vernehmlassung in über 120 Gemeinden, Städten und Kantonen

Ausgangslage Partizipation als Erfolgsfaktor für erfolgreiche VorhabenPolitische oder planerischer Vorhaben, die viele Anspruchsgruppen betreffen, sind heikle: Man will das eigene

Mehr erfahren

FC Basel: Dank digitalem Einbezug zu breit abgestützten Vereins-Statuten.

Akzeptanz für neue Statuten schaffenNach der Ablehnung der Statuten an der Generalversammlung 2020 entschied sich die Vereinsleitung, ihre Mitglieder aktiv

Mehr erfahren

Das Gasthaus Rössli dank Dialog und Partizipation in die Zukunft führen

Ausgangslage Ein wichtiger Treffpunkt für die BevölkerungInmitten der Gemeinde Mettmenstetten, einem Dorf mit rund 5400 Einwohnenden im Kanton Zürich, liegt

Mehr erfahren