Ist eine Online-Umfrage bereits Partizipation?

Ist eine Gemeinde, welche die Bevölkerung über eine Online-Umfrage einbezieht, partizipativ? Was ist der Unterschied zwischen einer Online-Umfrage und einer digitalen Mitwirkung? Und wann eignet sich welche Form?

Mit einer Online-Umfrage rasch zu neuen Erkenntnissen

Der Einbezug der Bevölkerung ist für Gemeinden, Städte, Regionen und Kantone zunehmend wichtiger. Projektverantwortliche sind dadurch zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie Sie die Anspruchsgruppen optimal einbeziehen. Neben analogen Gefässen wie persönliche Gespräche, Workshops oder Grossgruppenveranstaltungen spielen immer auch mehr digitale Werkzeuge eine Rolle. Der digitale Einbezug ist nicht neu. Online-Umfragen zu diversen Themen sind in öffentlichen Verwaltungen (wie auch in der Wirtschaft und in der Gesellschaft) weit verbreitet. Während Krankenkassen die Zufriedenheit ihrer Kundinnen und Kunden über eine Online-Umfrage erheben, fragen Gemeinden nach der Qualität ihrer Services oder nach bevorzugten Kommunikationsmitteln zwischen der Behörde und der Bevölkerung. Das Durchführen von solchen Befragungen ist in der Regel oft schnell erfolgt. Zahlreiche Umfragelösungen aus der ganzen Welt ermöglichen es, Antworten zu definierten Fragestellungen zu erhalten.

Partizipation ist verstärkt gefordert

Die Bevölkerung fordert zunehmend einen stärkeren Einbezug und wünscht sich das Leben ihrer Gemeinde oder Stadt aktiv mitzugestalten. Kann eine Online-Umfrage der Verwaltung bereits als partizipativ betrachtet werden? Und was macht ein erfolgreicher partizipativer Prozess überhaupt aus?

Entscheidend für den Erfolg eines partizipativen Prozesses ist es, dass die Anspruchsgruppen Teil des Vorhabens werden und sich die Beteiligten zielgruppengerecht einbringen können. Nur so fühlen sich die involvierten Personen ernst genommen. Kann dies mit einer Online-Befragung erreicht werden? Die Praxiserfahrungen der Dialogexpertinnen und -experten der Konova AG zeigen, dass Online-Umfragen in vielen Fällen nur einmalig im Rahmen eines spezifischen Projekts durchgeführt werden. Die Anspruchsgruppen werden also zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Beantwortung von vordefinierten Fragen motiviert. Die Resultate werden dann im Idealfall im weiteren Projektverlauf berücksichtigt.

Die Herausforderungen dabei: Oftmals endet der Dialogprozess jedoch mit dem Absenden der Umfrage. Die Teilnehmenden, welche grundsätzlich am Vorhaben interessiert sind, werden in diesem Fall nicht weiter über die Ergebnisse informiert und auch nicht in den Folgeschritten des Vorhabens einbezogen. Durch den Abbruch des Dialogprozess sind die involvierten Personen auch nicht mehr Teil der Lösungsentwicklung. Dies kann bei den Teilnehmenden zu Frustrationen und Ablehnung gegenüber dem Vorhaben führen.

Gesamtheitlicher Mitwirkungsprozess versus einmalige Befragung

Hier zeigt sich der Vorteil eines gesamtheitlichen und ernsthaften Mitwirkungsprozesses. Im Idealfall werden die Anspruchsgruppen frühzeitig in das Vorhaben involviert und in den unterschiedlichen Projektphasen (Ideengenerierung, Konkretisierung, Finalisierung) einbezogen. Dabei geht es nicht nur um das Einholen von Rückmeldungen, sondern auch um die aktive Kommunikation der Projektzwischenstände.

Ein weiterer Vorteil: Ein mehrstufiger Mitwirkungsprozess ermöglicht es, unterschiedliche Formen der Beteiligung anzubieten. Während bei einer klassischen Online-Umfrage die Antwortmöglichkeiten meistens auf einen strikten Raster und eine «Antwort / Frage»-Systematik limitiert werden, lassen sich bei einer Online-Mitwirkung passendere Gefässe wie z.B. eine Ideensammlung, kartenverordnete Rückmeldungen oder Rückmeldungen zu einem Dokument einsetzen. Solche Formen können die Attraktivität der Beteiligung erhöhen und lassen mehr Kreativität zu.

Für die Umsetzung eines gesamtheitlichen Mitwirkungsprozesses eignet sich eine digitale Plattform, welche eine effiziente Orchestrierung des Dialogprozesses ermöglicht. So können beispielsweise verschiedene Informations- und Mitwirkungsphasen definiert werden, die bisherigen Teilnehmenden per Newsletter informiert eingeladen sowie die Resultate effizient ausgewertet werden. In der Schweiz hat sich dabei die Gesamtlösung «E-Mitwirkung» etabliert. Über 120 Gemeinden, Städte und Kantone nutzen die Plattform, um die Bevölkerung informell oder formell einzubeziehen und über Vorhaben zu informieren.

Gesamtheitlicher Einbezug mithilfe der Dialog- und Partizipationsplattform «E-Mitwirkung»

Passende Form wählen und richtig kommunizieren

Ist nun immer ein mehrstufiger Mitwirkungsprozess sinnvoll oder genügt auch eine einfache Online-Umfrage? Wie so oft gibt es dazu keine allgemeingültige Antwort. Der Entscheid sollte abhängig von der Komplexität, der Projektdauer, den verfügbaren Ressourcen und dem vorhandenen Gestaltungsspielraum gewählt werden.

Gerade für Behörden, die erste Erfahrungen mit (digitaler) Partizipation sammeln möchten, bietet eine Online-Umfrage einen guten Ausgangspunkt, der später zu einem Mitwirkungsprozess ausgebaut werden kann. Wichtig ist in diesem Falle, dass die richtige Begrifflichkeit («Umfrage» oder «Befragung» anstatt «Mitwirkung» oder «Partizipation») bei der Kommunikation gewählt wird, sodass keine falschen Erwartungen gesetzt werden, die später zu Enttäuschungen bei den Teilnehmenden führen können. Eine Online-Umfrage kann beispielsweise auch genutzt werden, um den Partizipationsbedarf in der Bevölkerung zu erheben und basierend darauf die passende Form zu wählen.

Unterstützung durch Konova

Mit der Erfahrung aus einer Vielzahl von Dialogprozessen von Behörden unterstützt Konova, Dialogprozesse zielführend und effizient umzusetzen. Dabei unterstützen wir beim Prozessdesign, bieten mit der E-Mitwirkung und E-Befragung passende (digitale) Werkzeuge und fördern den Erfahrungs- und Wissensaustausch mit anderen Gemeinden, Städten, Regionen und Kantonen. Gerne teilen wir unsere Erkenntnisse aus der Praxis im Rahmen einer kostenlosen Dialogsprechstunde.

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